© Niederelbe Zeitung | Lokales | Donnerstag, 28. Januar 2021, Georg Ramm ist im 75. Lebensjahr verstorben Nicht nur die Natur im Cuxland hat mit dem Diplom-Biologen aus Oberndorf einen guten Freund verloren
Von Joachim Tonn Die lebenslange Bindung zur Natur und ihren Geschöpfen ist Georg Ramm in die Wiege gelegt worden. Letztere stand, umgeben von Wiesen und Feldern in seinem ländlich gelegenen Elternhaus. In den Gräben tummelten sich Fische: vom Stichling bis zum Aal; Amphibien fanden ein ideales Laichbiotop. Krautige Saumstrukturen boten als Rückzugsgebiet unzähligen Kleinstlebewesen Unterschlupf, Blüten lockten Insekten an. All das hat er mit kindlichem „Forscherdrang“ – diesem Alles-Wissen-Wollen – und dem Staunen über das Wunder der Schöpfung wahr- und sich zu Herzen genommen. Was Eingriffe, wie die Elbvertiefung, der Stromerzeugung dienende Verbauungen, neue Agrarflächen und die dadurch bedingten Stoffeinträge durch Düngung und Pestizide ausgelöscht haben – die „unberührte“ Natur seiner Kindheit – danach hat sich Georg Ramm zeitlebens zurückgesehnt. Und sich dafür eingesetzt: überzeugend und unbeirrt. Wann immer es um Natur und Umwelt ging, war Georg Ramm ein geduldiger und kundiger Ansprechpartner im Spannungsfeld Regionalwirtschaft – Nachhaltigkeit – Artenschutz. Er verstand es, diese Themen immer wieder neu zu beleben und durch interessante Geschichten auch unseren Lesern Problembewusstsein zu vermitteln sowie Verantwortlichen Denkanstöße für machbare Lösungen zu präsentieren. Am 8. April 1946 in Freiburg an der Elbe geboren, wuchs er auf dem Bauernhof seiner Großeltern in Oederquart-Bruch auf. Bis vor drei Jahren bewirtschaftete er diesen mit seiner damaligen Ehefrau nach Bioland-Richtlinien. Die negativen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und das Verschwinden der kleinen Höfe trieben ihn um, und waren gleichzeitig Triebfeder für sein Interesse an der „Mitwelt“, wie er sie nannte, weil ihm „Umwelt“ als Allerweltsbegriff zu wenig mitmenschlich war. Hohe fachliche Kompetenz Diese Mischung aus Kompetenz und Konsequenz, aus Idealismus und Pragmatismus, Engagement und Gestaltungswillen hat im Laufe der Jahre Niederschlag in einer fundierten Sachund Fachkunde gefunden, die er bereitwillig mit jedermann teilte. Im Alten Land lernte er Obstbau in der Obstbau-Versuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. In Kiel studierte er Meeresbiologie. 1982 rief er in Freiburg an der Elbe das Institut für angewandte Biologie ins Leben. Ein Höhepunkt war der Besuch von Loki Schmidt, die sich sehr für seine Arbeit interessierte. Er war aktiv beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), bei der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU). Georg Ramm engagierte sich darüber hinaus in der Bürgerinitiative zum Schutz der Elbe und war lange Zeit Naturschutzbeauftragter im Landkreis Stade. Von der ersten Stunde an war er im Natureum Niederelbe aktiv. Ob es um Blühwiesen ging, um die Renaturierung von Moorflächen oder regionale Lebensmittelangebote: sein Fachwissen war ein gefragter Fundus für Vorträge, Exkursionen und Führungen. Er liebte das Moor wie das Watt und den Wald. Seine Vorträge über Wasserwirtschaft, beispielsweise Gräben, die Oste oder die Elbvertiefung fanden stets zahlreiche Zuhörer. Gefragter Ratgeber Georg Ramm gehörte auch der 2020 gegründeten Initiative aus Land Hadeln an, die sich für die Förderung und Stärkung regionaler Produkte und deren Erzeuger einsetzt und damit gleichzeitig Artenvielfalt und Biodiversität in unserer Heimat bewahren hilft. Besonders ans Herz gewachsen waren ihm die Vögel: im Torfwerk Aschhorner Moor entstand ein neues Heim für Uhus. Einen angeschossenen Habicht brachte er zur Greifvogel-Auffangstation nach Hamelwörden und war traurig, als der Vogel eingeschläfert werden musste. Georg Ramm ist am 20. Januar unerwartet nach kurzem, schwerem Leiden verstorben. Seine Kompetenz, seine Klugheit und seine freundliche Kollegialität werden fehlen.
Auch alternative Energieerzeugung bewegt sich von Nachhaltigkeit weg - 1.12.2020
Vogelzug an der Unterelbe - Wanderung am 26.09.2020
Bericht von der Wanderung Altendorfer Moor vom 6.09.2020
Presseinformation Volksbegehren Artenvielfalt Naturbewusstseinsstudie vom 14.08.2020
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Bericht über das Neumannsche Schleusenfleth vom Juli 2020
Artikel über die Moorsäule im Hadler Kurier vom 29.07.20
Bericht über das Altendorfer Moor – Führung des NABU Land Hadeln am 19.07.2020
Bericht über die Natur in der Agrarlandschaft Ausflug nach Balje, ins Gebiet zwischen den Deichen vom Juli 2020
Leserbrief Stader Tageblatt Zu: „Der Mensch scheint lernunfähig zu sein“ vom Juni 2020
Bericht über die Natur unter Druck vom Mai 2020
Bericht über die Moorfroschbalz vom April 2020
Bericht von den " Eh-Da Flächen " in der Wingst ( mit Illustrationen ) vom Juli 2020